Als ich Anfang März die Einladung erhielt, auf der diesjährigen TINCON (Teenage Internetwork Conference) einen Vortrag rund um das Thema der künstlichen Intelligenz zu halten, war die Entscheidung, dieser Einladung zu folgen, schnell gefallen: Nach meiner Teilnahme an dem Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz, für den ich mich 2021 intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt hatte, war dies ein toller Grund, einen Wiedereinstieg in das Thema zu bahnen.
Dieser Beitrag gibt nun die Begleitinformationen zu dem Vortrag – sprich das, was ich gerne noch in die rund 20 Minuten reingenommen hätte, aber aus Zeit- oder Fokusgründen nicht inkludieren konnte. Und so entstand der Vortrag „KI verändert die Welt – und was bedeutet das für mich?

Hintergrundinfos zu dem Vortrag

Der Vortrag wurde am 08. Juni auf der TINCON Berlin vor einem jungen Publikum (13 bis 25 Jahren) gehalten. Der Vortrag wurde unter der Überschrift „KI verändert die Welt – und was bedeutet das für mich?“ angekündigt. Mein Ziel war es somit nicht, einen technischen Einstieg in die KI-Welt zu geben, das haben andere in verschiedenen Formen gut erreicht. Für mich war es vor allem wichtig, das Thema in seinen verschiedenen Aspekten zu beleuchten und die Zusammenhänge für das Leben der Jugendlichen (zu denen ich mich auch noch zähle) darzustellen. Bei dem riesigen Thema und einem Vortrag von 20 Minuten war es dabei durchaus nicht leicht, diese Punkte sinnvoll unterzubekommen. Ob mir das gut gelungen ist, muss jeder selbst entscheiden. Gerne hätte ich beispielsweise noch tiefer die moralischen Aspekte, insbesondere im Bezug auf die Bildung, in den Vortrag miteinbezogen. Dies hätte aber jeden Rahmen gesprengt, stattdessen war ich Versucht, den Service-Aspekt hervorzuheben.
Ich selber bin auch ausdrücklich kein KI-Forscher sondern allgemein Interessiert an der Thematik und durch meine Teilnahme am Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz sowie weitere Veranstaltungen dieser Art recht involviert in die aktuellen Entwicklungen in dem Bereich.

Die ChatGPT-Frage

Die größte Herausforderung des kompletten Vortrags war es jedoch, die Zeit, die ich über ChatGPT reden würde zu balancieren: Auf der einen Seite ist OpenAIs ChatGPT aktuell DAS Thema in Bezug auf künstliche Intelligenz und insbesondere im Bildungsaspekt, der die Zuhöhrer:innen das Vortrags direkt betreffen sollte, von besonderer Relevanz. Auf der anderen Seite ist das Thema auch bereits in hunderttausenden Stunden Videomaterial online aus jedem nur erdenklichen Blickwinkel bis auf das letzte durchleuchtet, sodass die Zeit auf der Bühne auch gut anderen Themen hätte zugeschrieben werden können. Am Ende war für mich der beste Weg, an ChatGPT den Vortrag mehr oder weniger aufzuhängen, dann aber schnell die Themenbreite zu erhöhen und nur im Service-Part einmal darauf hinzuweisen, dass es mit prompts.chat eine Sammlung von erprobten Chat-Prompts zur verfügung steht, die das arbeiten mit ChatGPT deutlich angenehmer macht. Das ChatGPT das Thema in den Medien gerade ist, hat sich dann auch im Intro-Video gezeigt:

Das Intro-Video

Mit der TINCON bot sich mir die Plattform, ein Intro-Video zu erstellen. Mein Ziel war es mit dem Video, einmal einen Schnitt durch die aktuelle Medienlandschaft zu machen und das Thema an der absoluten Überpräsenz von ChatGPT aufzuhängen. Also gesagt getan, kurz einmal auf YouTube einige Clips zusammengesucht und auf den Drum-Beat von „Fallin’ (Adrenaline)“ von „Why Don’t We“ gelegt und fertig waren die ersten knappen 60 Sekunden des Vortrags. Übrigens hat mir sehr geholfen bei dem suchen der Clips, dass diese in Adobe Premiere Pro durch das Transkript-Feature durchsuchbar mit Timestamps nach ihrem Inhalt sind – somit war es auch ein leichtes, in dem japanischen Ausschnitt aus 20 Minuten Sendung die Stellen zu finden, die für den Zusammenschnitt spannend waren.

Das Sankey-Diagramm

Für viele eher technisch interessierte Personen war der kurze Blick auf das von mir erstellte Sankey-Diagramm zur Übersicht der Themenkomplexe in künstlicher Intelligenz. Mein Ziel war es mit dem Diagramm (welches ich auch auf Englisch veröffentlicht habe, der sich für die Thematik simpleren Sprache) dabei wirklich nur die Übersicht – die Aufteilung, wie viel Gewichtung jedem Thema zukommt, ist praktisch künstlich gewählt und nicht nach harten Daten, da dort die Datenquellen nicht existent sind. Ich habe zwar angefangen, ein Script zu schreiben, welches sich mithilfe von publish-or-perish die Abstracts aller veröffentlichten Studien zu Gemüte führt, um dann eine Gewichtung im Diagramm nach Forschungsrelevanz zu erhalten, doch dies war aus Zeitgründen für eine 30-Sekunden-Slide leider nicht möglich.

Sankey-Diagramm über die Verteilung der Subthemen in KI

Was nicht mehr in den Vortrag gepasst hat

Wie schon dargestellt, war es mit das schwierigste, überhaupt dem riesigen Thema Hand und Fuß zu geben. Deshalb sind auch nach und nach immer mehr Themenpunkte rausgefallen, bis das Thema schließlich auf 30 Minuten heruntergebrochen war (und trotzdem hatte die Präsentation noch 62 Slides, also knapp 30 Sekunden pro Slide, wenn auch manche durch Trigger automatisch und in schneller Abfolge abgespielt wurden). Hier einmal, was ich alles gerne noch in dem Vortrag behandelt hätte:

Die technische Seite hinter KI

Keine Frage: Wer eine Technologie einsetzen will, sollte am besten auch Verstehen, wie diese Technologie funktioniert. Mich selber hätte der technische Part (vor allem einmal sich die Transformer-Methodik anzuschauen) interessiert, auch einfach, weil ich aus dieser Ecke mit dem Chirpanalytica-Projekt am ehesten noch komme. Doch gibt es bereits hervorragende Talks zu dem Thema und der Service-Aspekt ist nicht besonders hoch, wenn man sich 30 Minuten hidden layers und loss-functions anschaut.

Traue nicht allem, was du siehst: Generative KI und Fake-Fotos

Ein Papst in hipper, weißen Daunenjacke, Harry-Potter-Charaktere im Pixar-Look, Obama und Merkel spielen im Sand: All diese Bilder wurden mit Programmen wie DALL-E, Midjourney oder Stable Diffusion erstellt und sind nach ChatGPT wahrscheinlich die KI-Themen mit der nächstmeisten Medienaufmerksamkeit. Deswegen wäre es auch sehr spannend gewesen, sich ein paar (zum Teil wirklich sehr gute) Beispiele anzuschauen und einen Blick auf die Frage zu werfen, ob KI jetzt damit eigentlich kreativ ist. Immerhin die Beispiele, die ich besonders spannend finde, kann ich hier einbinden:

AI-Ethik und Gesetzgebung (LexAI)

Unter welchen Bedingungen ist es vertretbar, Jobs durch KI zu ersetzen? Wenn ich bei meiner Deutschklausur mir unauffällig mit ChatGPT helfen lasse, ist das dann nur Betrug oder bereite ich mir gerade selber auf die Zukunft vor? Was ist eigentlich eine transparente KI und wer haftet dafür, wenn bei einer KI-Anwendung richtig etwas schiefläuft?
Unter diesem Punkt sind hunderte spannende Fragen die sich aufdecken, gerade mit dem Hintergrund der von der EU vorbereiteten KI-Regulation. Hier macht man aber leider so ein riesiges Fass auf, das selbst vier Stunden Vortrag kurz erscheinen würde. Wer sich hier weiter einlesen will, findet gute Ressourcen auf der EU-Seite zu dem Thema.

KI in der Bildung

In einer früheren Version des Vortrags hatte ich sogar mal geplant, praktisch nur über KI in der Bildung zu sprechen. Gerade für junge Menschen ein spannendes Thema, gibt es hier viele Entwicklungen, die man sich hätte näher anschauen können – ein wichtiger Punkt, den ich aus diesen Entwicklungen besonders hervorheben will, liegt mir noch auf dem Herzen: Bildungsgerechtigkeit.

Meiner Meinung nach müssen Schulen den Schülerinnen und Schülern einen Zugang zu guten Sprachmodelen wie GPT4 über eine eigene Plattform bieten: Im Moment können sich Leute mit mehr Kapital einfach ChatGPT Plus für 20 Euro pro Monat leisten und damit bessere Resulatate erziehlen als Schüler:innen ohne dieses Kapital. Das darf nicht so weitergehen!

Die Probleme auf dem Weg weiterer AI-Entwicklung

Kurz angeschnitten hatte ich es ja, aber nochmal mehr auf die Thematik „was für Möglichkeiten bleiben uns überhaupt noch, um große (sprach-) Modelle á la ChatGPT zu verbessern? Tatsächlich füttern wir diesen Modellen aktuell schon praktisch das komplette Internet, wo sollen wir noch mehr Informationen hernehemen?

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Im folgenden noch kurz ein paar Links zu der ganzen Thematik, die ich spannend finde:

AI-Assisted-Subreddit

ChatGPT-Prompts-Subreddit

prompts.chat: gute ChatGPT-Prompts aufgeschlüsselt

Noch etwas zum lachen: ChatGPT-Fail-Sammlung