Aller Anfang ist schwer: Start der Skandinavien-Reise auf dem Fahrrad [Teil 1]

Am Abend des ersten Tourtages konnte es endlich mit der Reise losgehen. Absurde Routenführungen und Probleme mit dem Gepäckträger würden mich noch viele Stunden bis tief in die Nacht beschäftigen.
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12. September 2021
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6 minutes

Am ersten Tag der Reise geht es erst mit der Bahn nach Greifswald, von dort auf dem Fahrrad 75 km nach Sassnitz. Dabei war die Strecke über Rügen sicherlich sehr schön – allerdings habe ich dank einer ungeplanten Nachtfahrt kaum etwas von ihr gesehen. Der erste Teil der Fahrradreise und der zweite Teil der Fahrradtour-Blogreihe.

Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer (und dunkel)

Freitag morgen, endlich beginnt die Reise. Dank der späten Abfahrt der Bahn in Heidelberg (wie es zu der späten Abfahrt in Heidelberg kam, habe ich im Vorbereitungs-Beitrag zu dieser Reise geschrieben) konnte ich gut aussschlafen und begann entspannt um 09:00 Uhr, die letzten Sachen der Reise zu packen. Trinken auffüllen, Bahnverbindung auf Verspätung checken und in Richtung Bahnhof losfahren.

Direkt fiel mir die ungewohnte schwere und nicht gewohnte Schwerläufigkeit des Fahrrads auf, meistens bin ich doch mit minimalem Gepäck in der Stadt unterwegs.

Mit gut viel Puffer am Bahnhof angekommen wartete ich auf die S-Bahn, welche mich pünktlich in Richtung Mannheim bringen sollte.

Das Fahrrad in Mannheim. Hinten ist die Isomatte und eine Jacke in eine Plastiktüte verpackt mit schnellspannern auf dem Gepäckträger befestigt (Stichwort "Schnellspanner" merken! :))

Von Mannheim aus ging es im ICE 690 (eine Verbindung, die ich im Sommer diesen Jahres fast ein Dutzend mal gefahren bin) nach Berlin Gesundbrunnen. Dabei war das Einsteigen und insbesondere Befestigen des Rads im ICE eine Wissenschaft für sich: Mit abmontieren Radtaschen und ohne weiteres Gepäck schaffte ich das anheben und einfädeln des Vorderrades in Kopfhöhe nur mithilfe eines weiteren Radfahrers, der dankenswerter Weise beim Heben helfen konnte.

Angekommen in einem menschenleeren ICE in Berlin Gesundbrunnen (nahezu alle Fahrgäste waren schon vor Berlin Gesundbrunnen am Hauptbahnhof oder im Südkreuz ausgestiegen) stand ich vor dem ersten größeren Problem der Reise: Die Schnellspanner zum Befestigen der Isomatte auf dem Gepäckträger fehlten! Was erstmal nach keinem großen Problem klingt, war für mich ziemlich ungünstig: In Sassnitz würde ich frühstens um 19:53 Uhr ankommen, zu spät, um noch einen Fahrradladen zu besuchen. Die Schnellspanner sorgten dafür, das meine Ladung auf dem Gepäckträger nicht herunterfiel – ohne so einen Schnellspanner wäre eine längere Fahrt mit dem Rad undenkbar; ich musste ohne den Schnellspanner jederzeit eine Hand auf der Tasche auf dem Gepäckträger haben, damit das Gepäck nicht herunterfiel.

Mit einer Hand als Befestigung der Isomatte stieg ich erstmal in den ICE nach Sassnitz, dort befasste ich mich weiter mit dem Problem. Mein telefonisches abklappern von möglichen Alternativen zum Auftreifen von Schnellspannern in Sassnitz blieb ohne Erfolge, entweder hatten die Läden schon zu oder keine Schnellspanner verfügbar.

Deswegen suchte ich eine IC-Haltestelle vor Sassnitz in Greifswald nach Optionen zum Auftreiben von Schnellspannern. Fündig wurde ich bei einer Toom-Filiale, welche sogar bis 22:00 Uhr Freitags offen hatte. Super, nun hatte ich eine Lösung für dieses erste Problem gefunden. Die restliche IC-Fahrt unterhielt ich mich mich Mitreisenden und lernte dabei einen Einwohner Greifswalds an, welcher mich dankenswerter Weise mit in die Richtung der Toom-Filiale lotsen konnte.

Sogar eine eigene Radabteilung gibt es hier...
... und mit dem Schnellspanner schnell zur Kasse

Mit wieder einem Schnellspanner installiert ging es nun englich gegen 20:00 Uhr schon bei langsam untergehenden Sonne auf die erste Etappe nach Sassnitz. Dabei musste ich erstmal die durch das frühere Aussteigen verlorene Strecke wieder gutmachen, fast zwei Stunden raubte der Weg nach Stralsund.

Nach viel zu vielen Kilometern Pflastersteinweg kam ich somit endlich in Stralsund an. Die Sonne war schon lange unter gegangen, nurnoch Dämmerung verblieb. Stehend vor der mächtigen Rügenbrücke begann so die „offizielle“ Radtour so wie ich sie geplant hatte – allerdings sechs Stunden später als erhofft und drei Stunden später als erwartet.

Mit der Rügenbrücke verließ ich das deutsche Festland, auf Rügen ging es dann größtenteils auf Landstraßen in Richtung Sassnitz. Auf der einen Seite sind Landstraßen gut geeignet um schnell viel Strecke zurück zulegen, auf der anderen Seite sind (vor allem in Deutschland) sehr dicht und gerne auch grundlos Hupende überholende Autofahrer mit einem Geschwindigkeitsunterschied von 80 km/h keine seltenheit. Angenehm sind Landstraßen also auch nicht, aber ich schätze da erzähle ich keinem Neuheiten. Interessant war an dem Abend und beim fahren über die Landstraße, dass zahllose Mähdrescher auf der Insel arbeiteten. Der Staub, welcher dabei aufgewirbelt wurde, war teilweise so dicht, dass es mir wie morgendlicher Nebel vorkam – jedoch in der Nacht bei Sommerlichen 20 °C und sternenklarem Himmel. Bei 20 verbleibenden Kilometern ging es erst durch kleinere Ortschaften auf einem Radweg weiter, dannach auf einem immer kleiner werdenen Feldweg.

Plötzlich fand ich mich vor einem abrupt endenen kleinen Pfad in einem Waldstück wieder, dank vorher liegender Brennnesseln waren meine Beine beim Anhalten auch nicht wirklich Glücklich. Ein Mückenschwarm knüpfte sich direkt mich vor, während ich mit Taschenlampe einen Weg aus dem Wald suchte. In kompletter Dunkelheit (ich habe nichtmal probiert, ein Foto zu bekommen) schob ich mein Fahrrad durch erst durch Unterholz und dann lange parrallel zu einem Feld, bis ich nach 25 Minuten Umweg auf die nächstgelegene Landstraße traf. Dieser folgte ich dann um weiter in die Richtung Sassnitz zu kommen. In der Ortschaft Litzow, rund fünf Kilometer vor dem Fährhafen in Sassnitz gelegen, fand ich schließlich einen geeigneten Platz um das Zelt für wenige Stunden aufzuschlagen. Inzwischen war es 01:00 Uhr morgens, bei einer Fährenabfahrt um 08:00 Uhr müsste ich spätestens um 06:00 Uhr wieder aufstehen. Als letzten Teil dieser spanneden und nervenzehrenden ersten Tour baute ich mein Zelt auf, gegen 01:40 Uhr konnte ich endlich  einschlafen.

Teil 2 der Fahrradreise wird wieder in einer Woche Sonntag abends hier im Blog veröffentlicht und hier zusätzlich verlinkt.

Etwas offtopic, aber eine Entdeckung des Tages auf dem Weg nach Stralsund: Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Windräder in der Ferne (leider wegen den schlechten Lichtverhältnissen etwas unscharf) zufällig gleichzeitig Leuchten. Hat jemand eine Idee, wie und warum sie das tun?

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