Eigentlich hatte die Radtour an allen Tagen ein gemeinsames Thema: Viel Abwechslung. Die Landschaften, welche ich durchfuhr, waren zwar größtenteils flach und etwas eintönig im Biom, dafür durchquerte ich viele Verschiendene Ortschaften und verschiedene Steckenabschnitte, so hatte ich am Tag zuvor von Landstraße bis Radweg alles mal befahren. Diese Abwechslung sollte sich an diesem fünften Tag ändern, als ich aus Kopenhagen nach Vordungborg fuhr.
Raus aus Kopenhagen
Als ich um 9:30 Uhr in meiner Jugendherberge aufstand, war mein restliches Zimmer bis auf einen bereits unterwegs. Mit wieder aufgeladenen Powerbanks und meiner (etwas getrockenete) Kleidung bestückte ich meine Packtaschen wieder und trug sie nach und nach zu meinem Fahrrad, wo ich sie montierte und dabei versuchte, das Fahrrad nicht umfallen zu lassen: Aufgrund der asymetrischen Beladung nachdem die ersten Packtasche angebracht war, viel das Fahrrad einfach um – also stellte ich die Packtaschen neben das Fahrrad während ich die nächste holte, in der Hoffnung das keiner interesse an einer Packtasche gefüllt mit Kleidung und meiner Drohne interesse hatte. Nachdem ich das restliche Gepäck beisammen hatte, konnte ich das Fahrrad beladen und mich aufmachen, raus aus Kopenhagen.
Nach den ersten Kilometern nahm bei starkem Wind der Großstadtjungel langsam ab und ich kam auf die Landstraße Nummer 151, die mich die nächsten 90 Kilometer bis nach Vordingborg begleiten sollte. Womit ich gerechnet hatte: Dänemark ist hügelig. Nicht bergig, aber viele dutzend Hügel mit 30-90 Metern Erhebung standen mir bevor.
Sobald ich auf dem Land war, kam ich auf die Idee, nach essen zu suchen – leider war ich mit diesem Einfall viel zu spät dran, auf dem Land konnte ich bis Vordingborg keine größere Ortschaft mehr finden, bei der ein Restaurant oder ein Supermarkt offen hatte (mehr als 30 Minuten Umweg wollte ich nicht für mein Essen einbauen in die Route). Als dann knapp auf der Hälfte der Strecke bei der Ortschaft Rode es auch anfing zu Regnen, setzte ich mich für 30 Minuten in ein nachgebautes amerikanisches Dorf, „Bournonvilles Wild West“ genannt.
Los gehts in Kopenhagen: im Moment mit starken Gegenwind, hoffentlich ändert sich das noch 🌬
— Paul Goldschmidt (@PauIGoldschmidt) August 10, 2021
Küstenwetter, man muss es einfach lieben 🌧 pic.twitter.com/eTUYVUQ2n4
— Paul Goldschmidt (@PauIGoldschmidt) August 10, 2021
Nachdem ich mich in dem (auch im amerikanischen Baustil realisitsch gehaltenen Gebäuden, da selbst durch die Decke es noch gut Tropfte) Haupthaus des kleinen Dorfs hinsetzte (offen hatten sie an diesem Tag leider nicht), began es dann einmal mehr richtig zu schütten.
Immerhin hatte ich mitten auf dem Land besten 5G-Empfang, weshalb ich zumindest in der Zeit die letzten Nachrichten durchgehen konnte. Während des Schauers kam dann noch die Besitzer des Hofs vorbei, mit dem ich mich unterhalten konnte. Ein netter Herr, so amerikanisch wie ein Däne nur hätte seien können – er fuhr einen großen 4×4-Pickup-Truck und trug, auch bei strömenden Regen, einen Cowboyhut. Nachdem es danach aussah, dass der Regen gleich wieder aufhörte, setzte ich mich abermals auf das Rad. Für keine zwei Minuten konnte ich im nieseln weiterfahren – dann kam der nächste Regenschauer, welcher mich diesmal in einen Baumstreifen abseits der Fahrbahn trieb. Dort wollte ich mich eigentlich unterstellen, leider waren die Bäume durch den letzten Regenschauer schon nass und boten so kaum Schutz mehr. Also wurde ich ein weiteres Mal auf der Tour komplett nass.
Immerhin dauerte dieser Regenschauer nur wenige Minuten an, sodass ich recht zeitnah weiter fahren konnte, weiter in die Richtung der deutschen Grenze.
Etwas frustriert von dem ganzen Regen machte ich mich auf, um die nächsten 40 Kilometer bis zu meinem Tagesziel zu fahren.
Diese Strecke zog sich nocheinmal gut, da weiterhin viele Hügel die Fahrt erschwerten. Außerdem war die ständig eintönige Landschaft nicht sonderlich spannend zum Durchqueren, die Landstraße mit dem kleinen „Radstreifen“ (eigentlich nur der Seitenstreifen der Straße mit max. 35 cm Breite ohne physikalische Trennung zur Straße) nebendran machten wirklich die Tour zu einer der härtesten, vor allem für den Kopf – von der Kondition war alles im grünen Bereich.
Sehr glücklich erreichte ich gegen 17:15 Uhr meinen Campingplatz in Vordingborg. Ein weiteres – und vorerst letztes mal – baute ich mein Zelt auf, packe die Radtaschen ab und machte mich auf die Suche nach Abendbrot. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch einmal circa 30 km pro Strecke zu einem Restaurant weiter in den Süden zu fahren (= insg. 60 Kilometer), dieses Vorhaben brach ich nach den ersten Minuten allerdings ab, da ich genug Energie für die nächsten Tage haben wollte und die Fahrt mich ziemlich ausgelaugt hatte.
Deshalb besuchte ich einen schwarzen Netto in Vordingborg, dort kaufte ich mir ein kleines Abendessen. Aus klein wurde aber mit der minimalen Abnahmemenge Brötchen von sechs Stück auch nichts mehr, so kaufte ich dann gleich noch für das kommende Frühstück und Mittag Belag und machte mich wieder zum Campingplatz auf.
Dort angekommen aß ich erst Abend, dann machte ich mich mit der Drohne nochmal ein bisschen zu Fuß an der Küste auf.