Mit der Elektro-Fähre über den Øresund

Am morgen nach der 160 km-Tour stand ich – gegen meine Erwartung – um 10:00 Uhr ohne Muskelkater auf. Da ich in ziemlich direkt in Helsingborg mein Zelt aufgebaut hatte, wollte ich in der Stadt frühstücken gehen. Das Tagesziel war an diesem vierten Tourtag Kopenhagen, die Überfahrt von Helsingborg nach Helsingør über den Øresund hatte ich nicht vorgebucht und war deshalb sehr flexibel (die Strecke ist keine große und die Fähre fährt im 30-Minuten-Takt).

Also baute ich mein Zelt ab und belud ein weiteres mal mein Fahrrad, um mich zügig auf den Weg machen zu können. Erst war mein Plan, einen Kaffee zu trinken, bevor ich weiter Frühstücken wollte. Den Kaffee wollte ich bei Koppi trinken, einem Kaffeeladen im Industriegebiet Helsingborgs. Angekommen stellte ich jedoch fest, dass dieser Laden eine reine Kafferösterrei ist; Im Gespräch mit dem sehr freundlichen Inhaber konnte er mich dann für eine 250-Gramm-Packung Koppi-Kaffee begeistern. Außerdem konnte ich meine Flaschen auffüllen und so voll ausgestattet wieder aufs Rad springen, um weiter in die Innenstadt zu fahren.

Dort angekommen setze ich mich in eine Bäckerei, in der ich mich mit drei kleineren Teilen durch das Angebot probierte. Nach dieser Stärkung ging ich noch kurz in einen schwedischen Supermarkt, um etwas Wegstärkung für den Nachmittag zu bekommen.

Um 12:20 Uhr stand ich dann bei Regen am Fährhafen, um nach Dänemark zu kommen – keine 15 Minuten später befand ich mich schon auf dem Wasser.

Die Fähre, welche ich nahm, war rein elektrisch angetrieben. So war es, selbst im Vergleich zur Katamaran-Fähre, auf dem Wasser fast ungeheimlich ruhig. Dafür war die Geschwindigkeit der Fähre auch nicht so hoch, für die 17 km war ich 45 Minuten unterwegs. Immerhin konnte ich diese Zeit überdacht verbringen, draußen regnete es während der ganzen Überfahrt weiter.

Hallo, Dänemark!

Gegen 13:20 Uhr stand ich dann erstmals auf dänischem Boden – begrüßt von Nieselregen und großen Straßen, ein Bild, das sich die nächsten Tage häufiger wiederholen würde. Also nichts wie los, die 65 km nach Kopenhagen sollten ja ein leichtes sein. Nachdem ich etwas Probleme mit meiner Beladung beheben konnte (die Tüte, welche meinen Schlafsack und das Zelt zusammenhielt, war leider gerissen), kam ich von Nieselregen in einen handfesten Regen, welcher nach meiner Jeans auch meine Schuhe durchnässte.

Leicht demotivert und etwas ausgekühlt nahm ich noch einmal meine volle Motivation für Kopenhagen in die Hand und fuhr erst 30 Kilometer entlang einer Küsten-Landstraße, um dann auf etwas kleinere Wege abzubiegen. Auf der Landstraße gab es leider keinen richtigen Radstreifen, deshalb musste ich viel mit den dicht-überholenen Autos fahren – nach Schweden eine ganze Umgewöhnung. Vor Kopenhagen wurde es dann noch einmal richtig ungemütlich, als ich entlang eines schmalen Fahrradwegs in einen starken Regenschauer kam. Ohne Möglichkeit, mich unterzustellen, wurde ich noch ein weiteres mal komplett nass. Langsam hatte ich Angst um meine Kleidung, welche nur geschützt durch die Texilfahrradtasche den Elementen ausgesetzt waren.

Einmal in Kopenhangen angekommen, hörte der Regen auf. Für fünf Minuten konnte ich mich durch die Stadt fortbewegen, ohne von Regen heimgesucht zu sein. 20 Minuten und 3 Kilometer vor meiner Jugendherberge, welche ich für die Nacht reserviert hatte, brach jedoch die Himmelsdecke ein weiteres mal: Dieses mal mit einer solchen Gewalt, das ich mir unter einem Baugerüst unterschlupf suchen musste. Ich habe selten in meinem Leben so einen starken Regen gehabt, selbst die Autos blieben auf den Straßen stehen. Für 20 Minuten blieb die Welt stehen, zu mir hatten sich noch mehr Leute unter das Baugerüst gesellt.

Nach dem Regen kam jedoch sofort die Sonne heraus, so als wollte sie sich für den Regen entschuldigen und begleitete mich bis zu meiner Ankunft im Hostel. Ich war sehr erleichtert, als ich dort ankam, und konnte mich gleich mit dem nächsten Problem auseinander setzen: Meine Reservierung in der Jugendherberge war für einen Tag später aufgegeben, dank der netten Mitarbeiter am Schalter konnte dieser Fehler jedoch zügig behoben werden und ich erhielt die Zimmerkarte für mein Bett im Mehrpersonenzimmer. Nach drei Gängen zwischen Zimmer (im 8. Stock gelegen) und Fahrrad hatte ich all meine Sachen wieder an einem Ort und konnte die Ladekalypse starten – nach vier Tagen das erste mal wieder mit Strom versogt sein hieß für mich, zwei Powerbanks, einen Drohnenakku, ein Tablet, ein Handy, eine Uhr und ein paar Kopfhörer möglichst effizient hintereinander aufzuladen.

Die kleine Ladekalypse im achten Stock der Jugendherberge in Kopenhagen

Nachdem die Geräte angeschlossen waren, ging ich kurz duschen und neue Kleidung anziehen, bevor ich noch etwas Kopenhagen erkunden wollte.

Ich machte mich auf, eine Essmöglichkeit für den Abend und wurde bei Kristinedal Burgers fündig. Der liebe Inhaber sprach lustigerweise Deutsch, da er ein paar Monate in Deutschland studiert hatte. Satt und Glücklich lief ich weiter durch die Stadt, an Trivoli (siehe unten) vorbei und bis ans Meer.

Trivoli, einer der ältesten Vergnügungsparks Europas.

Insgesamt lief ich dann noch bei einem schönen Sonnenuntergang viele Kilometer durch die Stadt. Ich war leider nur diesen einen Abend in Kopenhagen, fand die Stadt aber sehr schön. Grade die Architektur ist beeindruckend, das direkt anliegende Meer ist ebenfalls toll.

Als ich wieder in die Jugendherberge einkehrte, fand ich auch meine weiteren Zimmerbewohner vor: Ein Philosoph zum Besuch in Kopenhagen wegen einer Konferenz und eine reisende auf dem Weg weiter in den Norden, beide aus Deutschland. Dazu hatten wir noch einen mailändischen Fußballspieler im Zimmer, der ein Probespiel beim FC Kopenhagen hatte.

So konnten wir den Abend uns noch über Gott, die Welt und den Mietpreisspiegel in München unterhalten, bevor wir gegen 22:00 Uhr schlafen gingen. Bei unserem Gespräch stellten wir nebenbei eine Faszination für den Philosophen Friedrich  Nietzsche fest, die wir alle teilen.

An dem Abend habe ich gelernt, dass manchmal auch ein Hostel zwischen dem ganzen Zelten hilfreich ist. Mal seine ganzen Geräte laden zu können und entspannt duschen zu gehen hat seinen Charme, dazu findet man in gemischten Mehrbettzimmern immer sehr interessante Menschen vor. An dieser Stelle viele Grüße an meine Zimmerkompanen dieser Übernachtung :).